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P070


Lebensmittelproduktion und Ernährung als Ver- und Entgesellschaftungspraxis 
Convenors:
Benedikt Jahnke (University of Kassel)
Daniel Kofahl (APEK Consult)
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Format:
Workshop
Working groups:
Culinary Anthropology

Short Abstract:

Der Workshop diskutiert Fragen und Formen von Ver- und Entgesellschaftung bei Erzeugung, Verteilung, Zubereitung und Verzehr von Nahrung aus sozial- und kulturanthropologischer Perspektive.

Long Abstract:

Erzeugung, Verteilung, Zubereitung und Verzehr von Nahrung stellen seit jeher alle Formen menschlichen Zusammenlebens vor organisationale Entscheidungsprobleme. Ökonomische und ökologische Fragen spielen eine Rolle, aber auch genuin sozialkulturelle Vorstellungen über Eigentumsverhältnisse, Selbstbestimmung oder Individualität sind zentral und unterscheiden sich nach Referenzrahmen. In Zeiten real existierender Weltgesellschaft werden zudem Abhängigkeitsaspekte sowie transnationale und transkulturelle Wechselwirkungen betrachtet.

Der Workshop diskutiert folgende Themenfelder aus sozial- und kulturanthropologischer Perspektive:

Nahrungsmittelproduktion: Ob die Erzeugung von Nahrungsmitteln als Kollektiv organisiert wird oder eine gesamtgesellschaftlich ausdifferenzierte Aufgabe in Eigenverantwortung handelnder einzelner Berufsgruppen ist, gilt es ebenso zu thematisieren wie die Frage, welche Nahrungsmittel von Kulturen als gesellschaftlich relevant erachtet werden und wie der Zugang zu den Produktionsmitteln (inkl. Saatgut) gestaltet wird.

Lebensmitteldistribution: Im Zeitalter eines Bewusstseins für die Begrenztheit und Ungleichverteilung globaler Ressourcen stellt sich die Frage nach dem Zugang zu Lebensmitteln beziehungsweise deren Verteilung. Sowohl historisch als auch gegenwärtig können hier bspw. autoritäre, demokratische, solche die allein auf monetären Zahlungsmöglichkeiten, als auch solche die auf erteilten Zugangsberechtigungen basierende Verteilungssysteme beobachtet werden.

Speisenzubereitung: Kulinarische Gegenwartsdiskussionen sind geprägt von argumentativen Polarisationen. Einerseits wird der Verlust individueller Kochkompetenz beklagt sowie selbige als alimentäre Allgemeinbildung beschrieben. Andererseits wird die alltägliche alimentäre Reproduktionsarbeit als Belastung empfunden und Formen vergesellschafteter Außer-Haus-Verpflegung als Entlastung sowie Beitrag zum Ressourcenschutz verstanden.

Formen der Mahlzeitenpraxis: Hier eröffnet sich das Spannungsfeld um kulturelles Wissen gemeinsam geteilter Riten, Verständigungen, Abstimmungen und Vergesellschaftung des Individuums beim gemeinsamen Mahl sowie der Entgesellschaftung und Individualisierung durch gewählte oder erzwungene Rückzüge in Formen isolierter Nahrungsaufnahmen.


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