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Accepted Contribution:

Restitutionsfragen im rechtspluralistischen Kontext Tansanias  
Paola Ivanov

Contribution short abstract:

Am Beispiel von Objekten aus dem Ethnologischen Museum Berlin diskutiert der Beitrag die Problematiken von Restitutionen nach Tansania, die sich aus unterschiedlichen Auffassungen staatlicher Akteure und Herkunftsgesellschaften über den Besitz- und ontologischen Status von Objekten ergeben.

Contribution long abstract:

Deutsche staatliche Akteure wie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, zu der das Ethnologische Museum Berlin gehört, sind gehalten, Restitutionen ausschließlich mit nationalstaatlichen Akteuren in Afrika zu verhandeln, in Tansania etwa mit dem Ministry of Natural Resources and Tourism, dem das mobile und immobile Kulturerbe des Staates rechtlich untersteht. Aus nationalstaatlicher Perspektive gehören alle im Ausland befindlichen Kulturgüter aus Tansania dem Staat. Zudem dürfen aus Sicht der tansanischen Politik einzelne ethnische Gruppen durch Restitutionen nicht gegenüber anderen bevorzugt werden. Im Widerspruch dazu stehen die Positionen von Vertreter*innen der Herkunftsgesellschaften, die im Beitrag am Beispiel verschiedener Objekte und Objektgruppen aus der Sammlung des Ethnologischen Museums und der neuen Tansania-Ausstellung im Humboldt Forum diskutiert werden. Allgemein sehen deren Vertreter*innen die Herkunftsgesellschaften als rechtmäßige Besitzer*innen der Objekte. Allerdings gibt es in den verschiedenen Communities – wie sie in Tansania meist genannt werden – unterschiedliche Vorstellungen über den Besitz- und den ontologischen Status der Objekte: Diese reichen von der Auffassung von unveräußerlichen "cultural belongings", die Teil des individuellen und sozialen Körpers sind, bis hin zu Besitzansprüchen durch Lineages von Chiefs. In diesen Fällen wird jedoch eine öffentliche Präsentation teils ausgeschlossen, teils als politische und ökonomische Ressource befürwortet – wobei innerhalb einer Community nicht immer Einigkeit über die Zugänglichkeit von Objekten und Informationen darüber besteht. Auf dieser Grundlage diskutiert der Beitrag die Möglichkeiten von Museen des globalen Nordens, in Kooperationen mit dem Nationalmuseum Tansanias und den Communities zwischen diesen unterschiedlichen Auffassungen zu navigieren, und stellt die Frage, wie unter diesen Bedingungen eine Restitution der Objekte erfolgen kann.

Roundtable P047
Kulturerbe als umstrittenes Gemeingut. Wem „gehören“ ethnografische Sammlungen?
  Session 1