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Accepted Contribution:
Contribution short abstract:
Das Paper verdeutlicht anhand der Guyanareise des Ethnologen Wilhelm Joest (1852-1897) die Rolle von Affekten für die Beziehung zwischen Ethnologie und Kolonialismus und argumentiert so für eine erneuerte, interdisziplinäre Bedeutung von Museen als Forschungsorten.
Contribution long abstract:
Ethnologische Museen sind historische Kontaktzonen, in denen sich die Auseinandersetzung Europas mit der außereuropäischen Welt nachvollziehen lässt. Oft stand dabei jedoch das Fremde im Mittelpunkt, während der eigene Blick und die eigenen Vorstellungswelten vernachlässigt wurden. Mit den musealen Bemühungen um Dekolonisierung gewinnt die Auseinandersetzung mit dieser eigenen, europäischen Perspektive jedoch zunehmend an Bedeutung. In der oft aufgeladenen Debatte um die Rolle kolonialer Gewalt in der frühen Ethnologie wird jedoch häufig ein unterkomplexes Menschenbild angenommen—Ethnologen waren demnach entweder moralisch verwerfliche Kolonialverbrecher oder unschuldige Verteidiger indigener Rechte. Dabei bietet gerade das ethnologische Museum als Archiv viele Möglichkeiten, differenzierteren Fragestellungen jenseits binärer Schuldfragen nachzugehen. Wissenschaftler*innen wie Ann Stoler weisen schon lange auf die affektiven Komplexitäten innerhalb imperialer Räume hin, und diese betreffen natürlich auch die Ethnologie. Die Frage wäre also nicht, ob Ethnologen koloniale Gewalt ausgeübt haben, sondern wie und warum. Einen solchen affektgeschichtlichen Ansatz werde ich am Beispiel des deutschen Ethnologen Wilhelm Joest (1852-1897) vorstellen. Insbesondere möchte ich auf seine Sammeltätigkeit in Guyana eingehen und dabei den Komplex von Schuldgefühlen, Rettungsethnologie und der Verwendung von Alkohol als Tauschmittel beleuchten. Der Vortrag wird zeigen, wie ethnologische Praktiken als Reaktion auf koloniale Gewalt formuliert wurden und wie sie in dieser Reaktion dennoch Gewalt reproduzierten. Schließlich möchte ich auch deutlich machen, dass ethnologische Museen wesentliche Orte für affektgeschichtliche Forschung sind, dass es also eine common future von Universität und Museum gibt, die aber notwendigerweise über traditionelle ethnologische Fragestellungen hinausgehen muss.
Zum Verhältnis zwischen Museum und Universität: common ground and common future?
Session 1